Evangelisches Kreuzgymnasium Dresden

Radek Fridrich am Kreuzgymnasium

Über S-Bahnen und Fabelwesen

Eine Lesung des tschechischen Lyrikers Radek Fridrich  

Freitagnachmittag,11.10.2023. Kreuzgymnasium, Aula. Eine letzte Gruppe Schüler betritt den Raum. Sie schlängeln sich durch die halbgefüllten Stuhlreihen. Gedrängel, Geraschel, Gerede überall. Es herrscht noch Unruhe. Was wird uns erwarten? Die Neugier der Schüler im Raum ist zu spüren.  

Wer ist er? Radek Fridrich. Der Herr im blauen Hemd oder der im roten? 

Er trat nach vorn, plötzliche Stille. Er erzählte von prächtigen Nebelelefanten, von Ferne, von Nähe, Natur, Landschaft und sogar einigen bekannten Orten. Manchmal las er tschechisch. Seine eigene Nähe zum Gedicht war dann besonders spürbar, auf Deutsch empfand ich diese gewisse Nähe nach. Linea Negra, mein Lieblingsgedicht kam nicht in seiner Lesung vor. Krass. Der Typ schrieb Gedichte sogar im Zug nach Dresden. Eins für jede Haltestelle. Manchmal mischte er auch Sprachen zusammen: Deutsch, Tschechisch, Englisch. Seine Sinneseindrücke.  

Unsere einzige Ablenkung war ein Regenbogen draußen und die Sonne, die durch das Fenster schien. Hier und da ein Jackengeraschel, von vorne ein Kameraklicken, doch trotzdem blieb es still. Scheue Rebzeilen zählte er auf, Weinberge in Radebeul, glühende Straßenlaternen und das Rattern eines sich fortbewegenden Zuges. Fragerunde. Viele Fragen, doch ein Satz blieb in Erinnerung ,,Alles ist Lyrik“. Dazu sagte er, dass Rap und Songtexte auch Lyrik sind, was bei uns Teenagern besonders gut ankam. Er verstand zwar nicht immer alle Fragen, antwortete aber ausschweifend. Lustige Sache. Ziemlich viele Schülerfragen für einen einzigen Nachmittag. Das Gespräch dehnte sich ins Endlose aus. Die Informationen waren interessant, denn er selbst war begeistert von Lyrik. Nach der Vorstellung rannten ein paar Schüler zu ihm für ein Foto. Ich unterhielt mich mit einer Freundin an der Bushaltestelle. Wir wollten ja alle lieber zu der Lesung gehen als Unterricht zu machen. Und dann… hatte uns Herr Fridrich doch für die Lyrik gewonnen. Am Ende blieben Wortspiele und Formulierungen, die man noch lange in Gedanken mit sich trug. 

Salomé Thoma