











Das „Nibelungenlied“ ist ein aus dem Mittelalter überliefertes „Heldenepos“, bei dessen Rezeption traditionell – und besonders seit dem 19. Jahrhundert – Männer im Mittelpunkt stehen. Dabei spielen im Nibelungenlied des Mittelalters Frauen eine zentrale Rolle. Ferdinand Schmalz‘ Königinnendrama „hildensaga“ bringt diese weibliche Perspektive auf den Stoff in Erinnerung, und zwar – zumindest in der im März 2025 am Kreuzgymnasium gegebenen Inszenierung – vollkommen unaufdringlich und ohne emanzipatorisch zu wirken. Eindringlich und überzeugend erlebten die Zuschauer, wie sehr selbst starke Frauen unter männlicher Macht leiden und wie manche – hier Brünhild und Kriemhild – ihre Situation nicht einfach erdulden, sondern mit ihren Mitteln (erfolgreich) beeinflussen. Und nebenbei, dass es auch Männer mit Emotionen geben kann, die unter Machismus leiden. Folgerichtig entstanden Szenen, die das überkommene Männerbild bzw. männliche Verhaltensweisen ernsthaft, dabei aber unterhaltsam und durchaus manchmal auch humorvoll infrage stellten.
Gespielt wurde auf einem Niveau, das man nur professionell nennen kann. Jeder Schauspielerin und jedem Schauspieler des Darstellenden Spiels der Klasse 12 unter Spielleiter Hendrik Felber schien seine Rolle „auf den Leib geschneidert“. Oder sollten die jungen Erwachsenen erst im Laufe der Probenarbeit so weit in ihre Rollen hineingewachsen sein? Das Ergebnis war jedenfalls ergreifend. Kein Wunder, dass im Nachgespräch aus dem Publikum angeregt wurde, die Truppe mit ihrer Inszenierung am Kleinen Haus des Staatsschauspiels auftreten zu lassen…